In dieser Ausgabe entführt euch Caballo in die Klangweiten des Krautrock-Kosmos. Walter, der Betreiber des Labels Garden of Delights, spricht im Interview zudem über die Zeit, in der diese experimentelle Musik in entstanden ist und erklärt was es bei der Veröffentlichung von Reissues zu beachten gibt.
Playlist:
1. Analogy - Weeping my Endure
(Analogy, Produzioni Ventotto, 1972)
Analogy ist ein Klassiker im Krautock und ihr Album zählt mit einem Schätzwert von 3500 Euro (Ulrich Klatte - Cosmic Price Guide 2009) zu den wertvollsten Scheiben überhaupt. Besonders mit dem Cover, auf dem die Band nackt zu sehen ist, sorgten sie für großes Aufsehen. Obwohl die Musiker fast ausschließlich aus Deutschland stammten, wurde das Album in Italien aufgenommen und releast, da die Gruppe dort hauptsächlich arbeitete und tourte.
2. Art Boy's Collection - Stoned Wall
(Stoned Wall, Lesborne, 1972)
Diese Band aus Andorf, in Österreich, ist ein Beispiel für Krautrock-Gruppen, die nicht aus Deutschland kommen, aber wegen ihrer engen musikalischen Verflechtungen mit der BRD auch dazu gezählt werden. Ihr einziges Album "Stoned Wall", dass einer Reihe von Singles aus der Zeit von 1970-72 folgte, ist vor allem durch Beat und seichtem Pop geprägt. Trotzdem befinden sich auf der LP auch Stücke, die am Psychedelic oder Progressive Rock orientiert sind. Für letzteres ist der Titelsong "Stoned Wall" ein guter Beweis.
3. Xhol Caravan - Planet Earth
("Planet Earth" Single, Hansa, 1969)
Nachdem sich die Band 1967 gründete und anfangs noch unter dem Namen Soul Caravan seichte Soul- und Bluesnummern spielte, kam sie im folgenden Jahr mit halluzinogenen Drogen in Kontakt, was einen stilistischen Wandel hin zum Psychedelic zur Folge hatte. Um die musikalische Umorientierung zu unterstreichen nannte sie sich ab 1969 Xhol Caravan. Xhol werden oft als Pioniere des Krautrock bezeichnet, was vor allen Dingen auf ihr erstes Album Electrip zurück zu führen ist, mit dem sie Deutschlandweit bekannt geworden sind. Kurz zuvor erschien die Single "Planet Earth" auf Hansa, einem Label, das weniger für progressive Veröffentlichungen bekannt ist, sondern für Popmusik von Boney M. oder Modern Talking.
4. Missus Beastly - Decision
(Missus Beastly, CPM, 1970)
Bei Missus Beastly handelt es sich wohlmöglich um die Krautrock-Band mit der kuriosesten Geschichte. 1968 gründete sich die Bluesrock-Gruppe in Herford, Nord-Rheinwestfalen und mit Hilfe von Chris Karrer (Amon Düül) und Hansi Fischer (Xhol Caravan) nahmen sie 1970 ein Album auf, ehe sie sich ein Jahr später trennten. Kurz nach Veröffentlichung der LP trat ein gewisser Henry C. From(m) auf den Plan, der sich als Manager, Flötist und Schlagzeuger von Missus Beatly ausgab und das Album mit neu gestaltetem Cover unter dem Titel Nara Asst Incense als Vinyl und Kassette für 5 Mark in Kaufhäusern verkaufte. Es sei zudem erwähnt, dass From kein einziges Mitglied der Originalband kannte. Nachdem er dieses dreiste und darüber hinaus minderwertige Bootleg ohne rechtliche Folgen verscherbelt hatte, veröffentlichte er 1972 und '73 zwei eigene Alben für die er aber ebenfalls den Namen Missus Beastly verwendete, weil er sich davon offenbar bessere Verkäufe versprach.
5. Embryo - New Ridin'
(Surfin', Buk, 1975)
Embryo ist eine Gruppe, deren Musik man schwer in eine Schublade stecken kann. In der Anfangszeit Ende der 60er Jahre war die Musik der münchener Kombo stark vom Jazzrock beeinflusst. Nach einigen Umbesetzungen und Reisen durch die ganze Welt wurden zudem ethnische Spielarten und Instrumente in die Musik integriert. Es ist nicht übertrieben, wenn man Embryo als Pioniere des Ethnojazz bezeichnet. Auf dem 1975 erschienenen Album "Surfin" sind zudem starke Funk- und Souleinflüsse zu hören, welche auf einen USA-Aufenthalt der Mitglieder Christian Burchard und Roman Bunka zurück zu führen sind.
6. Häx Cel - Marsch
(Zwai, Dizzy, 1972)
Die Verschmelzung von klassischer Musik und progressivem Rock ist was den Klang von Häx Cel aus Hannover kennzeichnet. Die Band bestand zwar nur ein Jahr, doch während dieser Zeit veröffentlichten sie immerhin zwei Singles und ein Album heraus. Bei der LP handelt es sich um einen Mitschnitt ihres letzten Auftritts, vom 29.10.1972.
7. Eulenspygel - Der Fremde
(Staub auf deinem Haar, Garden of Delights, 1973/2005)
Hervorgegangen aus den Royal Servants waren Eulenspygel 1971 eine der ersten Bands, die deutsche Texte in die Rockmusik brachten. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Gesang fast ausschließlich Englisch, deutsch war hingegen dem Schlager vorbehalten. Eulenspygel änderten dies, indem sie sozial- und kapitalismuskritische Verse sangen, wie auf "Der Fremde" nachzuhören ist. Es handelt sich um eine Live-Version, die 1973 vom WDR aufgenommen wurde. Die Originalversion ist auf dem Album Ausschuss zu finden, das ein Jahr früher erschien.
8. Epidaurus - Wings of the Dove
(Earthly Paradise, Privatpressung, 1977)
"Earthly Paradise" ist die erste LP, die auf Garden of Delights rereleast wurde. Es handelt sich um eine Privatpressung der bochumer Symphonicrock-Band Epidaurus. Auf dem Album werden viele Synthesizer verwendet, was für den Krautrock der End70er typisch ist. Bands wie Tangerine Dream oder Kraftwerk experimentierten bis weit in die 80er Jahre mit elektronischen Klangerzeugern und prägten das Klangbild dieser Epoche entschiedend mit.
9. Brainstorm - Signed
(Last Smile, Garden of Delights, 1974/2001)
Wer Jazzrock aus Deutschland sucht, der kommt an dieser Gruppe nicht vorbei. Nachdem sie sich 1972 von Fashion Pink in Brainstorm umbenannten, veröffentlichte das Quintett um Gründer Roland Schaeffer noch im selben Jahr ihr erstes Album Smile a while über das Label Spiegelei. Ein Jahr später folgte Second Smile - das letzte Studioalbum der Band. Vor ihrer Trennung 1975 nahmen sie noch zwei neue Songs live auf, die mit Liveversionen von bereits auf den LP's voröffentlichten Songs auf dem Album Last Smile zu finden sind, dass 2001 bei Garden of Delights erschien. Einer der zwei Songs, die hier zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden ist "Signed".
10. Brainticket - Brainticket
(Cottonwoodhill, Hallelujah Bellaphon, 1971)
Der Multiinstrumentalist Joel Vandroogenbroeck aus Belgien gründete Brainticket zu beginn der 70er Jahre und nahm mit den aus der Schweiz und Süddeutschland stammenden Musikern 1971 das legendäre Krautrock-Album "Cottonwoodhill" auf. Wie das Cover der Platte schon erahnen lässt, handelt es sich bei dieser LP um den Versuch einen LSD-Trip musikalisch zu darzustellen.
Alle Songs, die ich in dieser Ausgabe gespielt habe sind bei Garden of Delights erschienen (mit Ausnahme von Brainticket). Ich möchte mich ganz herzlich bei Walter für das Interview bedanken und das dicke Paket, dass er für mich geschnürt hat. Der Labelkatalog umfasst mitlerweile mehr als 160 Krautrock-Alben, die ihr alle über die Internetseite des Labels bestellen könnt. Viele Alben wurden zudem auch auf Vinyl releast. Wer weitere Informationen über Krautrock und seine Geschichte sucht, dem empfehle ich das Buch "Krautrock" von Henning Dedekind (Hannibal Verlag). Für Informationen bezüglich aller Krautrock-Veröffentlichungen und der entsprechenden Werte gibt es den von Ulrich Klatte zusammengetragenen Katalog Cosmic Price Guide to origignal Krautrock records, der 2008 in der 3. Auflage erschien.
Download-Link für die GardenOfDelights-Sendung:
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