Wednesday, August 22, 2012

Sendung 18 - August 2012

Caballo meldet sich frisch erholt und mit einem Stapel neuer Platten aus dem Sommerloch zurück. Einen Teil seiner Errungenschaften stellt er euch in dieser Sendung vor. Thematisch dreht sich alles um Musik aus dem westafrikanischen Staat Nigeria. Das dieses Land in der Vergangenheit hochkarätige Releases hervorgebracht hat zeigt Caballo exemplarisch an zehn Aufnahmen. Funk, Afrobeat, Reggae, Folk, Disco, Soul, Highlife und Rock - lasst euch von der Vielfalt Nigerias überraschen!


1) The Action 13 - More Bread (to the People)
(Single, EMI, 1973)

 Eröffnet wird die Ausgabe mit einem trockenen Funk-Tune von The Action 13. Die Band, die von den Musikern Lemmy Faith und Essien Akpabio gegründet wurde, veröffentlichte lediglich zwei Singles, darunter "More Bread to the People". Erst nach einem Mitgliederwechsel gelang es der Gruppe 1975 ihr erstes Album "Groove the Funk" heraus zu bringen. Ähnlich wie The Funkees (siehe unten) sind auch The Action 13 stark von James Brown beeinflusst. Die Scheiben des Godfather of Funk sind selbst heute noch wesentlich leichter in Nigeria aufzutreiben als die Releases der einheimischen Bands.

2) Oby Onyioha - Enjoy Your Life
(I want to feel your love, Time, 1981)

Oby Onyioha ist Teil einer neuen Neuerung in der nigerianischen Popmusik, die sich Ende der 70er vollzog. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Szene des Landes fest in männlicher Hand, weibliche Solo-Künstlerinnen gab es fast keine. Oby Onyioha war eine der ersten, die sich gegen diese Dominanz behauptete und 1981 ihre erste Platte "I want to feel your love" herausbrachte. Die LP verkaufte sich überraschend gut, sodass Onyioha für ihr Nachfolge-Album von der Musikikone King Sunny Adé Onyioha unter Vertrag genommen wurde, der sie auch produzierte.

3) Bongos Ikwue - Woman Made The Devil
(Lagos, EMI, 197?)

Der Song "Woman made the devil" steht im gegensatz zum Erfolg von Oby Onyioha. Bongos Ikwue präsentiert hier ein Stück, welches wie kaum ein anderes das männlich geprägte Frauenbild jener Zeit zum Ausdruck bringt. Frauen gelten von Natur aus als gefährlich, verkörpern Sünde und wollen Männer zu eben dieser verführen. Das Lied zeigt zudem die Verquickung dieses traditionellen Bildes mit den religiösen Vorstellungen, die vorherrschten. Zur Umsetzung wählt Bongos Ikwue einen dementsprechend konservativen Stil wie Folk. Ebenfalls ein starker Kontrast zum fröhlichen Discosound Oby Onyiohas.


4) The Funkees - Break on through
(Single B-Seite, EMI, 1973)

In den 70er Jahren war die Gruppe, die aus dem Osten des Landes stammt eine der populärsten Bands. Kein Wunder, hielten sie den Tanzboden doch bis zum Morgengrauen am Kochen - und das sieben Tage die Woche. Den Namen The Funkees wählte der Gründer harry Mosco Agada in Anlehnung an den neuen Stil aus den USA. Dabei griff die Truppe jedoch auch Stile wie Psychedelic und Rock auf und band sie in ihren Sound ein. Ihr Talent blieb nicht lange unentdeckt und so luden britische Label-Manager die Band nach London ein, wo sie bis zu ihrer Auflösung 1977 zwei Alben einspielten.

5) Cloud "7" - You can make it
(My Baby (The Best I ever had), EMI, 198?)

In den 70er Jahren entwickelte sich Reggae auf Jamaika und schwappte kurze Zeit später nach London herüber, wo sich seit jeher eine starke Reggae-Szene befindet (siehe Mai-Ausgabe). Dort kamen auch nigerianische Musiker mit dieser Musik in Kontakt und trugen sie weiter auf den afrikanischen Kontinent. Seit den 80ern ist Reggae ein wichtiger Bestandteil in der Popmusik Nigerias. Gruppen wie Cloud 7, die meines Wissens nach nur ein Album herausgebracht haben, sind heute kaum einem Hörer mehr bekannt.

6) The Mebusas - Mr. Bulldog
(Blood Brothers, Afrodisia, 1971)

Hier geht der Funk! The Mebusas feuern auf ihrem größten Hit "Mr. Bulldog" ein wahres Funk-Feuerwerk ab, wie es Vorbild James Brown nicht besser hätte machen können. Dieser Song hat alles, was ein gelungener Disco-Kracher haben muss: Dicke Bläsersätze, groovige Basslines mit trockenen Drum-Breaks, die zum Tanzen auffordern. Dazu kommen die obligatorischen Shouts von George Neuville. Was will man mehr?

7) The Lijadu Sisters - Life's gone down low
(Danger, Afrodisia, 1976)

Ruhiger als bei den Mebusas geht es auf dem Debut-Album der Lijadu Sisters zu. Das Album "Danger" ist ein mutiges Werk, welches sich nicht nur gegen die politischen Köpfe des Landes richtet und ein Ende der Korruption fordert, sondern zugleich auch die männliche Vormachtstellung in der nigerianischen Musikindustrie angreift, von der bereits die Rede war. Neben all dem verlieren sie jedoch nicht das wesentliche aus dem Auge: Die Musik. "Life's gone down low" ist ein Beispiel für den Soul, den dieses Duo in ihre Lieder fließen lässt.


8) Asiko Rock Group - Lagos City
(Asiko Rock Group, EMI, 1976)

Aufgenommen wurde das erste und einzige Album der Asiko Rock Group in den EMI Studios in Lagos - so viel ist sicher. Ansonsten lässt sich zur Band und der LP aber leider nicht viel sagen. Ich hoffe, dass die Scheibe bald remastered und neu aufgelegt wird, denn mit Preisen von bis zu 900 Euro ist es nur einigen Platten-Oligarchen möglich in den vollen Genuss dieses Albums zu kommen.

9) Eddie Okwedy - Happy Survival
(The Best of Eddie Okwedy, EMI, 197?)

Highlife – Die wohl populärste Musik des 20. Jahrhunderts in Afrika. Sie entwickelte sich in den 20er Jahren und erlebte ihren Höhepunkt in den 50ern und 60ern. Eddie Okwedy, Stammesangehöriger der Igbo aus dem Südosten Nigerias entwickelte diesen Stil weiter. Er behielt zwar den perkussiven Charakter bei, füllte diesen aber mit einer melancholischen Stimmung und drosselte das Tempo. Ein klarer Gegensatz zum sonst sehr lebensfröhlichen und tanzbaren Highlife.

10) Fela Anikulapo Kuti & Egypt 80 - Power Show
(Original Sufferhead, Arista, 1981)

Der letzt Song dieser Sendung stammt von der einflussreichsten und mit Abstand wichtigsten Person in der Musikgeschichte Nigerias: Fela Kuti. Bei einem Studienaufenthalt in England kam Kuti in Kontakt mit Jazz und fusionierte sie nach seiner Rückkehr nach Nigeria mit Highlife. Ein längerer Aufenthalt in den USA 1969 sollte die Geburtsstunde des Afrobeat werden. Hier lernte Fela Kuti berühmte Musiker wie James Brown oder Miles Davis kennen. Er traf sich mit Angela Davis, Stokely Carmichael, The Last Poets und verinnerlichte Ansichten der schwarzen Bürgerrechtsbewegung -  besonders auch ihrer militanten Strömungen . Diese Erfahrungen flossen nun in seine Musik ein. Noch in den USA nannte er seine Band Koola Lobitos in Nigeria 70 um, wenige Jahre später wurde daraus Afrika 70 (auf Grund des panafrikanischen Gedankens). Ein wichtiger Bestandteil der Band war der Drummer Tony Allen, der zusammen mit Kuti die Musik weiterentwickelte. Die Musik der Band war jetzt eine Mischung aus Funk, Jazz und afrikanischen Einflüssen: Der Afrobeat. 
Aufgrund seiner kritischen Texte erhielt er immer wieder politischen Druck seitens der Regierung, die ihn 1979 sogar zur Ausreise zwang. Nach seiner Rückkehr kurze Zeit später wurde er wegen angeblicher Devisenvergehen zu einer 5-jährigen Haftstrafe verurteilt.
Bei allen Respektsbekundungen sollte jedoch beachtet werden, dass Fela Kuti sich für konservative, afrikanische Werte starkmachte. Dies beinhaltet auch die bereits angesprochene Stellung von Frauen. Kuti sah in ihnen nicht viel mehr als "Matratzen" und heiratete unter anderem 27 seiner Sängerinnen.
In den letzten Jahren brach ein regelrechtes Afrobeat Revival aus und viele verschollen geglaubte Scheiben werden ausgegraben und neu releast. Felas Sohn Femi Kuti profitiert von diesem Trend und führt das Erbe seines Vaters auf Tourneen weltweit fort.

1 comment:

  1. https://rapidshare.com/files/2614322692/DITC - Sendung 18 - Nigeria.mp3

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