Wednesday, October 5, 2011

Sendung 08 - Oktober '11

Dieses Mal gibt euch Caballo eine Einführung in die Filme und Soundtracks des Blaxploitation. Hinter diesem Begriff verbergen sich zahlreiche Low-Budget-Streifen, die Anfang der 70er entstanden. Das Besondere daran ist, dass es die ersten Filme waren, die sich direkt an eine afroamerikanische Zuschauerschaft richteten. Dementsprechend beherrschen Funk und Soul die Klangkulisse dieses Kultgenres.


1) Dennis Coffey - Main Theme (Black Belt Jones)
(Single, Warner Bros., 1974)

Die Oktober-Ausgabe beginnt mit einem raren Break von 1974. Nicht nur der Karate-Film "Black Belt Jones" ist dank der Performance von Jim Kelly Kult, sondern auch der Soundtrack von Dennis Coffey. Unter Sammlern und DJ's ist die Promo-Single, die mit dem Film erschien, heiß begehrt und wird nicht selten für über 200 Euro gehandelt. Der Rest des Scores wurde erst 2003 auf Weintraub-Heller veröffentlicht. Es handelt sich dabei jedoch um einen minderwertigen Release, denn die Songs wurden direkt aus dem Film überspielt und sind deshalb von vielen Geräuschen überlagert.

2) Dizzy Gillespie - Duke's Fantasy
(The Cool World, Phillips, 1964)

Der Trompeter mit den dicken Backen ist einer der berühmtesten Jazzer aller Zeiten und begründete mit dem Pianisten Thelonious Monk Anfang der 40er Jahre Bebop.
Das Gillespie sich aber nicht auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat, sondern kontinuierlich an seinem Stil gearbeitet und ihn so weiterentwickelt hat, beweist er auf dem Soundtrack zu "The Cool World". Der Film gilt als einer der wichtigsten Vorläufer des Blaxploitation.

3) Galt MacDermot - Down in my Soul
(Cotton comes to Harlem, United Artists, 1970)

In der Mai-Ausgabe habe ich am Ende bereits Musik des Komponisten Galt MacDermot gespielt. Das Kult-Musical Hair ist ohne Zweifel sein bekanntestes Werk. Im Blaxploitation hat er sich durch seinen Score zu "Cotton Comes to Harlem" ebenfalls unvergessen gemacht - ein Film, der von vielen als der erste Film des Genres bezeichnet wird. Vor allem der Soul-Einfluss in der Musik ist maßgebend für viele nachfolgende Blaxploitation-Produktionen.



4) Melvin Can Peebles - Come on Feet
(Sweet Sweetback's Baadasssss Song, Stax, 1971)

Melvin Van Peebles ist ein Pionier. Er gilt nicht nur als einer der ersten afroamerikanischen Regiesseure und Drehbuchautoren, sondern auch als ein Begründer des Rap. Sein Sprechgesang ist, ähnlich wie bei The Last Poets, stark politisch und provokant. Van Peebles sagte dazu in einem Interview, dass er sich nicht mit dem Protestfolk von Bob Dylan oder Joan Baez identifizieren konnte und etwas machen wollte, was "seinem Volk" entsprach. Da es aber keine passende Form gab, musste er sie selbst entwickeln. Ansätze davon sind in "Come on Feet" zu erkennen.

5) Earth Wind & Fire - Hoppin' John
(Sweet Sweetback's Baadasssss Song, Stax, 1971)
Der Film Sweet Sweetback's Baadasssss Song war 1971 einer großer Kassenschlager. Vor dem Hintergrund, dass der Independant-Film ursprünglich nur in zwei Lichtspielhäusern laufen sollte, war dies eine Sensation. Grund hierfür ist nichtzuletzt die clevere Vermarktung des Movies. Nachdem die Motion Picture Association of America (MPAA) den Film mit "X" beurteilte - ein Bewertung, die sonst nur für Pornos vergeben wurde - zog Van Peebles diese Diskriminierung ins Lächerliche und warb mit dem Untertitel "rated X by an all-white jury". Dieser Schachzug bescherte dem Film große Medien-Aufmerksamkeit und sorgte wochenlang für Diskussionsstoff.




6) Melvin van Peebles - (If you see a devil) Smash him
(Don't play us cheap, Stax, 1972)

Der Soundtrack zum Musical von Melvin Van Peebles erschien 1972 als Doppel-Album beim Funk- und Soullabel Stax. Der Film handelt von den Teufeln Trinity und Dave, die eine Hausparty in Harlem stürmen und dort vergeblich versuchen Angst und Schrecken zu verbreiten.



7) The Chosen Few - Theme from Shaft
(Single, Song Bird, 1971)

Hi-Hat-Pattern aus Sechszehntel-Noten. Gitarrenriff mit Wah-Wah-Effekt. Einsetzende Keyboard-Akkorde und Bläser, die sich langsam steigern. So beginnt das Nummer 1 Thema zu Shaft von Isaac Hayes. Das Cover von The Chosen Few ist dem Original vom Songufbau her größtenteils treu geblieben. Statt eines Funktunes hören wir von der Band aus Kingston jedoch eine groovige Reggae-Version.



8) Johnny Pate - Brother (Main)
(Brother on the Run, Perception, 1973)

Dieser Song ist ein Klassiker. Ob als Breakdance-Hymne oder als Grundlage für Rap-Produktionen - der Soundtrack findet vielfach Verwendung im Hip Hop.
Den Preis der LP trieb dies auf bis zu 250 Dollar. Selbst für die Single muss man noch mindestens 50 Dollar zahlen.

9) Isaac Hayes - Main Title
(Three Tough Guys, Stax, 1974)

Ein weiterer Titel von der Funklegende Isaac Hayes, der 2008 im Alter von 65 Jahren verstarb. Was viele nicht wissen, neben der Karriere als erfolgreicher Komponist und Interpret war er auch als Schauspieler aktiv. Schon für das Thema von Shaft hatte er die Bedingung gestellt, den Song nur freizugeben, wenn er eine Rolle im Film bekomme. Drei Jahre später, 1974, hatte er dann seine ersten Auftritte in Truck Turner und „Three Tough Guys“, zu denen er auch den Soundtrack beisteuerte.


10) Badder Than Evil - Roberta's Theme
(Gordon's War, Buddah, 1973)

Die Gruppe Badder Than Evil hat mit der 1973 releasten LP zum Film "Gordon's War" einen Soundtrack aufgenommen, der alle typischen Blaxploitation-Elemente in sich vereint. Der Titel "Roberta's Theme" ist ein Beispiel für soulvolle Instrumentalmusik, die das Genre in den frühen 70ern prägte.



11) Willie Hutch - Brother's gonna work it out
(The Mack, Motown, 1973)

Blaxploitation wäre ohne die Themen Prostitution und Zuhälterei kaum denkbar. Filme wie "The Mack" gaben dieser Branche ein Gesicht und oft wurde nicht zu Unrecht der Vorwurf der Verherrlichung und Beschönigung erhoben. Darius James schreibt in seinem Buch "That's Blaxploitation", dass der Charakter des Zuhälters jedoch auch als Figur gesehen werden kann, die die afroamerikanische Erzählkultur repräsentiert. Er weist darauf hin, dass in der mündlichen Tradition schon immer Gauner im Fokus standen, die sich zwischen Ober- und Unterwelt bewegen. Charaktere, die nicht eindeutig gut oder böse sind und sich im Laufe der Erzählung wandeln.



12) J. J. Johnson - Go chase Cleo
(Cleopatra Jones, Warner Bros., 1973)

J.J. Johnson gilt als einer der größten Jazzposaunisten aller Zeiten und hat neben unzähligen Studioaufnahmen für Musiker wie Dave Brubeck, Stan Getz oder Horace Silver auch selbst Songs komponiert und veröffentlicht. Ein Beispiel hierfür ist der Soundtrack zum Film "Cleopatra Jones", in dem Tamara Dobson eine der toughesten Actionheldinnen der 70er Jahre spielt. Sie gilt neben Pam Grier als die berühmteste Schauspielerin im Blaxploitation.



13) Sun Ra - Outer Spaceways incorporated
(Space is the Place, Evidence, 1972)

Der obskure Science-Fiction Film von Sun Ra ist zwar schon 1972 gedreht, aber erst zwei Jahre später veröffentlicht worden. Für den Soundtrack gilt ähnliches. Obwohl er '72 aufgenommen wurde, kam es erst 1993 zu einem eigenen Release über das Label Evidence Music. Stattdessen releaste Sun Ra 1973 unter dem Filmtitel eine LP über Blue Thumb. Auf dieser Scheibe ist allerdings nicht die Filmmusik zu finden, sondern eigene Aufnahmen oder alternative Versionen.
 

14) Raul De Souza - Jump Street
(The Hitter, Capitol, 1979)

Der Soundtrack von Raul De Souza ist ein Beispiel für die Blaxploitation-Musik Ende der 70er. Obwohl Disco-Ansätze zu erkennen sind, ist "Jump Street" ein grooviger Funktrack, der auf die Wurzeln des Blaxploitation hinweist. Der Sound unterscheidet sich trotzdem hörbar von dem der frühen 70er.



15) Curtis Mayfield - Pusherman
(Superfly, Charly, 1972)

Curtis Mayfield hat sich mit seinem politischen Falsettgesang um eine herausragende Position in der afroamerikanischen Musik verdient gemacht. Der Songwriter und Interpret bewegte seine Zuhörer tief mit seinem Soul. Der Titelsong zum Film Superfly zählt, ähnlich wie Isaac Hayes' Thema von Shaft, zu den bekanntesten Blaxploitation-Tracks. Die ursprünglich auf Curtom releaste LP wurde 1996 von Charly Records mit Alternativ-Sessions neu aufgelegt. Von dieser Scheibe stammt diese Version von "Pusherman", auf der Mayfield von einem nicht benannten Trompeter begleitet wird.


Wer noch mehr über Blaxploitation erfahren möchte, der sollte That's Blaxploitation von Darius James lesen, indem unter anderem Interviews mit den Größen des Genres wie Pam Grier oder Melvin van Peebles enthalten sind. Leider konzentriert sich der Autor aber fast ausschließlich auf die filmischen Aspekte und lässt die Musik außen vor.
Für Informationen über die Soundtracks empfehle ich Fred Wesley's
Hit me, Fred: Recollections of asideman. In diesem erfährt der Leser viele interessante Erinnerungen von einem der alles selbst erlebte. Wesley spielte nämlich mit James Brown die Soundtracks zu Black Caesar und Slaughter's Big Score ein.



1 comment:

  1. Download-Link zur Blaxploitation-Sendung:
    http://www.megaupload.com/?d=4N2KC4YI

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