Tuesday, November 1, 2011

Sendung 09 - November '11

In der November-Ausgabe von DITC hört ihr eine Einführung in die Entstehung und Entwicklung peruanischer Rockmusik. Neben Rock’n’Roll und Surf präsentiert euch Caballo auch rare Psychedelic- oder Jazzaufnahmen. Zudem hört ihr landestypische Stile wie Cumbia und Chicha, die sich im Schmelztiegel Lima entwickelten.


1. Enrique Lynch - Pantaloncitos Calientes
(Sexympacto, So
no Radio, 197?)

Enrique Lnych ist einer der wichtigsten Vertreter des peruanischen Cumbia. Während er in den 60er Jahren unzählige Tanzplatten aufnahm, ließ er in den frühen 70ern als einer der ersten lateinamerikanischen Musiker Funk und Rock mit einfließen. Dabei coverte er nicht nur bekannte Songs, sondern schrieb und orchestrierte eigene Stücke. Trotz seines immensen Outputs blieb Lynch außerhalb Perus größtenteils unbeachtet.

2. Los Millonarios Del Jazz - Rock with us
(Single, Sono Radio, 1957)

Ende der 50er Jahre formierten sich die ersten Rock'n'Roll-Gruppen in Peru. Neben Los Zodiacs oder Los Incas Modernos zählen Los Millonarios Del Jazz zu den Pionieren dieses Stils. Mit der der Single "Rock with us" erschien 1957 der erste Rock-Release, der kein Cover von Rockabilly-Stars wie Bill Haley oder Buddy Holly war.


3. Los Shains - Misirlou
(El Ritmo de Los Shains, Odéon, 1966)


Los Shains sind für Peru das, was The Beachboys für die USA sind: Die absolute Verkörperung des Mid-60er Surf-Sounds. Ihre Musik ist leicht und beschwingt. Die Orientierung an den US-Vorbildern ist nicht zu überhören. "Misirlou" stellt dabei ein kurioses und nahezu unbekanntes Cover des Pulp Fiction-Hits von Dick Dale & His Del-Tones dar.

4. The (St. Thomas) Pepper Smelter - Betty Boom - Little Monster
(Soul & Pepper, El Virrey, 1969)

Nachdem die Surfwelle Ende der 60er abebbte startete Gerado Manuel, Frontgitarrist von Los Shains, mit einem Projekt, dass in Peru Musikgeschichte schreiben sollte. Unter dem Bandnamen The (St. Thomas) Pepper Smelter veröffentlichte er das Psychedelic-Album "Soul & Pepper", auf dem neben Covern von Iron Butterfly und Jimi Hendrix auch eigene Titel zu finden sind. Vor allem die eigenen Stücke, wie zum Beispiel die auf der B-Seite zu findende Geschichte "Betty Boom Little Monster - Doggie and Peggie at the witches Castle" sind Kult bei Plattensammlern.

5. La Kabala - El cumbanchero
(La Kabala, RCA Victor, 1970)

Wer oder was sich hinter dieser LP verbirgt, weiß ich nicht. Die Plate ist mir ein Rätsel. Eines weiß ich sicher: Diejenigen, die schon einmal Musik von diesem Album gehört haben, sind bereit viel Geld auszugeben. Preise um die 750 Dollar sind so keine Seltenheit. Die Musik ist eine Mischung aus Psychedelic, Rock, Funk und Jazz. Dabei werden die Anteile über die gesamte Spielzeit variiert und mit weiblichen Vocals auf Spanisch garniert.

6. Los Mirlos - Sonido Amazonica
(Single, Ins, 197?)

Aus dem ursprünglich aus Kolumbien stammende Cumbia-Tanz entwickelte sich in Lima Mitte der 60er eine eigene Stilform. Der peruanische Cumbia ist eine Mischung aus Huayno (einer Musiktradition des Andischen Hochlandes), Rock und Surf. Dabei werden traditionelle Spielweisen und Instrumente mit westlichen Techniken zusammengeführt.

7. Manzanita Y Su Conjuto - Agua
(El nuevo Sonido, El Virrey, 196?)

Berado Hernandez aka Manzanita ist eine der wichtigsten Figuren des peruanischen Cumbia. Es gelang ihm jedoch nie aus dem Schatten Enrique Delgados (Frontmann von Los Destellos) zu treten, seinem musikalischen Kontrahenten. Was viele nicht wissen ist, dass beide Künstler sich gegenseitig stark beeinflusst haben und die Musik der jeweils anderen sehr schätzten. Obwohl Hernandez nicht so viel Ruhm genoss, beeinflusste er nachfolgende Musikergenerationen mit seinem kontrapunktischen Spiel auf der Farfisa-Orgel.

8. Traffic Sound - Jews caboose
(Virgin, MAG, 1969)

Nachdem sich die peruanische Rockgruppe Los Hang Ten's 1967 auflöste, beschlossen die noch verbliebenen Musiker sich mit lokalen Stars aus Lima zu der Supergroup Traffic Sound zusammen zu schließen. Nach einem erfolgreichen Album 1968 und einer Tour durch Südamerika, veröffentlichten sie ein Jahr später das Album "Virgin", welches die Gruppe in den Olymp des peruanischen Psychedelic beförderte. Neben der Hippie-Hymne "Meskalina", sind Songs wie "Jews Caboose" hörbar an US-Bands wie The Doors orientiert.

9. Laghonia - I'm a Nigger
(Etcetera, MAG, 1971)

Das Cover des Albums macht bereits deutlich mit was für Musik wir es auf dieser LP zu tun haben: Verzerrte Gitarren. Sakral anmutende Orgelklänge. Effekt-beladene Vocals. Eben alles, was zu progressivem und psychedelischem Rock dazu gehört. "I'm a nigger" wirkt im Vergleich zu den restlichen Songs von Laghonia beinahe "smooth". Man sollte sich von diesem Eindruck jedoch nicht täuschen lassen - die Schärfe liegt nämlich in der Lyrik.
Der Song richtet sich gegen Diskriminierung von farbigen Minderheiten in Peru und stellt somit eine klare Kampfansage gegen die Militärführung unter General Juan Velasco Alverdado dar, der mit allen Mitteln versuchte Sozialkritik und die als staatsfeindlich geltende Rockmusik zu unterdrücken.

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10. Bossa 70 - Birimbao
(Bossa 70, Philips, 1970)

Nachdem der Flötist Nilo Espinoza mehrere Jahre in Europa verbrachte, kehrte er 1966 in seine Heimat Peru zurück und verarbeitete seine musikalischen Erfahrungen später mit der von ihm gegründeten Gruppe Bossa 70. Vor allem Jazz und brasilianischer Bossa beeinflussten seine Kompositionen, in die er ebenso peruanische Musiktraditionen einfließen ließ.
Die LP erschien als 300er-Auflage.

11. Nil's Jazz Ensemble - Siempre
(Nil's Jazz Ensemble, MAG, 1976)

1972 löste Nilo Espinoza Bossa 70 auf und gründete die Nachfolgegruppe Nil's Jazz Ensemble, mit der er sich mehr dem Fusion zuwandte. Zu diesem Wandel kam es nicht zuletzt aufgrund der geringen Popularität von Jazzmusik in Peru. Um sich und seinen Musikern ein Auskommen zu sichern, veröffentlichte er die LP über MAG auf der er Rock bzw. Funk in miteinfließen lässt. Der Sammlerwert von etwa 250 Dollar lässt jedoch darauf schließen, dass sich das Album nicht besser als seine Vorgänger verkaufte. Die Musik ist trotzdem jeden Cent wert.



12. Black Sugar - Too late
(Black Sugar, Sono Radio, 1971)

In den drei Jahren ihres Bestehens, veröffentlichte die Funk- und Soulband Black Sugar zwei Alben, die bei Sammlern heute gefragter sind als je zuvor. Unter dem Namen Los Far Fen soll zudem eine Vorläufer-LP erschienen sein, die mehr in die Cumbia-Richtung geht.
Als die erste LP 1971 erschien, sorgte die von Gitarrist Victor “Coco” Salazar und Keyboarder Miguel “Chino” Figueroa gegründete Formation für viel Aussehen in Lateinamerika. Kein Wunder, taten sich doch einige der besten Instrumentalisten aus Peru zusammen.

13. Los Shapis - La aguajal
(Los autenticos Shapis, Horoscopo, 1981)


Bei dem wohl populärsten Stil in der peruanischen Musik des 20. Jahrhunderts ist handelt es sich um ein alkoholisches Mais-Getränk der Inkas - zumindest wenn man dem Namen nach geht. Hinter Chicha verbirgt sich Musik, die wie Cumbia aus einer Verschmelzung verschiedener Stile hervorgegangen ist. Dabei liegt der Fokus allerdings mehr auf der vokalen, als auf der instrumentalen Darbietung. Nachhören kann man dies zum Beispiel auf dem Chicha-Hit "La aguajal" von Los Shapis, der Neuvertonung eines Huayno-Volksliedes.

14. Los Destellos - Onsta La Yerbita
(Constéllation, Odeon, 1966)

Die November-Ausgabe schließt mit einem Song von Enrique Delgado's Los Destellos. Die Gruppe gilt als eine der wichtigsten Cumbia-Gruppen und vor allem ihr Frontmann hatte in Peru noch zu Lebzeiten den Legendenstatus inne. Er trieb nicht nur die Entwicklung des Rocks in Peru voran, sondern entwickelte vor allen anderen den peruanischen Cumbia.