Wednesday, January 14, 2015

Diggin' in the iCrates

Vinyl 2.0 - Das Jahr 2015 startet mit einer Sendung zum Thema "Platten sammeln im Internet". Immer mehr Musikliebhaber wagen sich aus den sicheren vier Wänden ihres Plattenladens und nutzen das Internet um neue Musik zu finden oder nach raren LP's zu suchen. Auf diese Weise entdecken auch Hörer, die selber nicht mit Schallplatten als Hauptmedium aufgewuchsen, den Reiz am schwarzen Gold. Das Online-Magazin iCrates ist Teil dieser Entwicklung und bietet ein App für die mobile Plattenjagd an. Im Interview erzählt Anton, der Chefredakteur der Plattform, über das Projekt.



1) Jack Hendrix Tchikbaams - Rythmofeeling
(Turnaround EP, Barcley, 1967)

"Rythmofeeling" befindet sich auf der extrem raren EP von Jack Hendrix Tchikbaams, die auf dem französischen Label Barcley erschien. Wer hinter dem kleinen Projekt steckt ist nicht bekannt. Informationen sind kaum zu finden, da es sich hierbei um den einzigen Release der Band handelt.

2) Baris Manco - Hal hal
(Single, Türküola, 1980)

Schnurrbart und lange Haare gehören seit seiner Jugend zu den Markenzeichen von Baris Manco. In seiner Karriere hat der in Istanbul geborene Musiker diverse Male die Seite gewechselt: Vom Sänger zum Komponisten, vom Fernsehmoderator zum Schauspieler. Manco zählte unbestritten zu den bedeutensten Personen in der türkischen Musik des 20. Jahrhunderts.

3) Lee Perry and his Upsetters - Jungle Lion
(Single, Upsetter, 1973)

Lee Perry a.k.a. Scratch ist einer der ersten Reggaeproduzenten Jamaikas und hat in den späten 60ern den Dub-Stil, bei der Roots Reggae mit Effekten überlagert und abgemischt wird, entscheidend geprägt. Für die Single "Jungle Lion" zitiert Perry am Anfang im Übrigen eine Stelle aus dem Soul-Song "Love and happiness" von Al Green.
Perry's Black Ark Studio wurde in den frühen 70ern zu einem zentralen Ort der jamaikanischen Musikszene, doch er geriet damit schnell in finanzielle Schwierigkeiten. Kurze Zeit später ging das Studio in Rauch auf. Die Ursachen für den Brand sind bis heute ungeklärt.


4) Prefuse 73 - Uprock & Invigorate
(One Word Extinguisher, Warp, 2003)

Prefuse73 macht HipHop. Punkt. Das dieser bei dem aus Miami stammenden Produzenten aber sehr frei interpretiert wird, ist schon auf seinem Debut "Vocal Studies + Uprock Narratives" deutlich geworden. Auf dem Nachfolger von 2003 geht es nicht weniger abstrakt zu. Trotzdem zielt seine Musik neben all den Synthizern und Effekten auf ein Grundelement der Kultur: Das Diggen. Prefuse73 beherrscht es wie kaum ein anderer elektronische Elemente mit Zitaten von Vinyl zu verweben und daraus eine futuristische Interpretation zu kreieren, bei der die Originale so leicht zu identifizieren sind, wie eine zerstückelte Moorleiche, die von einem Hund wiedergekäut wurde. Wirkt krank, klingt aber saugut.

5) Bo Hansson - Lothlorien
(Lord of the Rings, Charisma, 1972)

Auf Bo Hansson's Alben vermischen sich Progressive Rock und Jazz, fließen hinüber in Folk und lassen dann wieder starke Themen in den Vordergrund treten, wie man sie sonst nur aus der Filmmusik kennt. Die Grundstimmung dieser Fusion weist dabei eine Grundstimmung auf, die ich bisher bei keiner anderen Platte erlebt habe. In den Kompositionen von Bo Hansson ist eine geheime Zutat enthalten, die sich vielleicht am Besten mit "mystisch" oder "apokalyptisch" beschreiben lässt. Die Musik bewegt sich aber jenseits von Worten. Wer das verstehen möchte, sollte sich das Album in ganzer Länge anhören.


6) Monk Montgomery - Foxy Gypsy
(Bass Odyssey, Chisa, 1971)

Die LP von Monk Montgomery habe ich im New Yorker Plattenladen "Gimme Gimme Records" entdeckt. Kurz nachdem ich mich über eine Kiste mit Funkplatten hergemacht habe, legte der Besitzer diesen basslastigen Jazz auf. Er hatte sie gerade reinbekommen und wollte die Scheibe nur abhören um einen Preis dafür festzulegen. Weit kam er damit nicht, weil ich sie ihm schon vor der zweiten Seite aus der Hand geschnappt habe. Man kann durchaus behaupten, dass nicht ich diese Platte gefunden habe, sondern die Platte mich.

7) Orange Alabaster Mushroom - Your face is in my Mind
(Space & Time, Earworm, 2000)

Dieser Neo-Psychedelic Song stammt aus dem Jahr 1991 und wurde Independant über "Wig, Man, Wig!!!" releast, sowie auf zwei anderen Kleinpressungen auf 7inch. 2000 erschien dann "Space & Time", eine Compilation der Band mit diversen Aufnahmen aus den 90ern.


8) Quincy Jones - Money Runner
(Dollar$, Reprise, 1972)

Quincy Jones ist einer der "Grossen" im internationalen Musikgeschäft. Er startete seine
Karriere Anfang der 50er Jahre im Alter von 17 Jahren und schrieb bereits nach wenigen Jahren Arrangments fuer seinen Jugendfreund Ray Charles, Count Basie, Duke Ellington oder Dizzy Gillespie. Hierin zeigt sich seine enge Verbundenheit mit Jazz, den er später auch in seine Pop-Produktionen fuer Michael Jackson oder Lionel Richie hat einfliessen lassen.

9) Westwing - I'm gonna love you just a little bit more
(Westwing, 20th Century, 1975)

Produziert von Barry White ist diese LP ein begehrtes Soul-Album unter Sammlern. Der Produzent hat Anfang der 70er einige Blueprints dieses Genres geschaffen. Später gelang ihm ähnliches mit Disco. Heute ist es unmöglich, dass eine Hochzeitsfeier ohne ein Lied von ihm auskommt. Trotz dieses Erfolges hat White aber auch viele Künstler produziert, die nicht ganz so massentauglich waren wie seine eigenen Scheiben. Die LP von Westwing gehört dazu. Der Song "I'm gonna love you just a little bit more" wurde von Mos Def für den Track "Modern Marvel" gesampelt. Er befindet sich auf dem Album "The New Danger".

10) Barbara Moore - Hot Heels
(Vocal Shades & Tones, Music De Wolfe, 197?)

Nicht ohne Grund steht das Label Music De Wolfe bei Sammlern von Archivmusik ganz hoch im Kurs. Es hebt sich von der Konkurrenz dadurch ab, dass sie nicht wahllos zusammengestellte Tracks enthalten, sondern immer ein bestimmtes Thema bearbeiten oder über das ganze Album ähnliche Arrangements gespielt werden. So lässt sich eine Platte bequem durchhören ohne zu merken, dass es sich nicht um ein reguläres Album, sondern eine Library-LP handelt.

11) Figub Brazlevic - Escapism
(Oldschool Future, Sichtexot, 2012)
 
Mit ganzen 42 Tracks kommt das Beat-Tape “Oldschool Future” von Figub Brazlevič dahergebrettert. Der Beatmaker, dessen Veröffentlichungen in der Vergangenheit immer sehr bewusst und rar erfolgten, schickt den Zuhörer mit “Oldschool Future” auf eine bunte Reise durch das musikalische Repertoire der letzten 3 Jahre seines Schaffens in Berlin. Neben dem Gratis-Download via Bandcamp, kann man das Album auch als limitierte Vinyl-Ausgabe ergattern.

12) Breakestra - Hit the Floor
(Hit the Floor, Ubiquity, 2005)

Neuer Funk aus der Soul Kitchen: Das Breakestra wurde Ende der 90er in Los Angeles gegründet und fing an bei Live-Auftritten Cover von Funkstücken zu spielen, die für Raptracks gesampelt wurden. Schließlich schrieben sie eigene Lieder im Gewand von James Brown & Co. Da eigentlich alle Songs saftige Breakbeats enthalten ist die Musik bei Breakdancern sehr beliebt und auch Rapcrews wie Jurassic 5 spielen gerne mit der Band zusammen.